Die Kunst eines "Außenseiters"
(c) Einblick in die Klingebiel-Zelle bei Tageslicht, 2013. Land Niedersachsen. Foto: A. Spengler
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Julius Klingebiel hatte nie die Chance, seine Kunst öffentlich zu präsentieren oder eine Vielzahl von Werken zu schaffen. Die Zelle 117 im Verwahrungshaus war sein Atelier, sein Kunstwerk und seine Welt. Es gab keine Kunsttherapie und keine Malwerkstatt. Aber er hatte Unterstützung und fand Beachtung.
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Über eine Ausbildung im Zeichnen und Malen ist nichts überliefert. Als Schlosser könnte er Erfahrungen im Zeichnen gesammelt haben. Auch zeigen viele Bilder, dass er kulturell interessiert war.
Seine Schaffensperiode von etwa 1951 bis 1963 ging mit einer ständigen Umgestaltung der Zelle einher. Dabei hat er grundlegende Strukturen, die Ordnung seiner Bildelemente schon zu Beginn festgelegt. Er übermalte im Laufe der Jahre einige Partien, ließ aber Abschnitte bestehen, die ihm wichtig waren.
Seine Malerei zeigt eine eigenständige Handschrift mit originären, vielschichtigen Bilderfindungen. Die bemalte Zelle ist ein komplexes Werk, das weit mehr aussagt als die Summe seiner Einzelbilder, und sie enthält Bezüge im Raum. So wurde die Zelle zu einem künstlerischen Vermächtnis, das weltweit nur wenig Vergleichbares kennt.
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In diesem Kapitel
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beschreiben wir die Entstehungsgeschichte,
- stellen mögliche Interpretationslinien zur Diskussion,
- gehen auf Einzelwerke ein,
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berichten über die Geschichte der Zelle und des Verwahrungshauses bis heute.
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